Karateka Quirici wird Opfer eines «Päcklis» und vergiesst bittere Tränen
Um die Halbfinals und damit eine sichere Medaille zu erreichen, hätte Quirici einen der ersten beiden Plätze in ihrer Fünfergruppe belegen müssen. Mit zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage wurde sie aber knapp nur Dritte.
Mit Tränen in den Augen sagte Elena Quirici im SRF-Interview, sie habe alles gegeben. «Ich denke, ich kann stolz darauf sein, was ich in den letzten Jahren gezeigt habe, bis ich überhaupt hier stehen durfte.» Es brauche nun wohl etwas Zeit, «aber ich denke, in ein paar Wochen kann ich stolz auf mich sein.»
Zittern auf der Tribüne
Zum Auftakt der Gruppenphase hatte Quirici, die in der Disziplin Kumite kämpft, gegen die Algerierin Lamya Matoub einen Sieg eingefahren. Danach musste sie sich der späteren Olympiasiegerin Feryal Abdelaziz aus Ägypten geschlagen geben. Nach einem weiteren Sieg gegen die Iranerin Hamideh Abbasali und einem Unterschieden gegen die Chinesin Li Gong begann für die Schweizerin das grosse Zittern.
Von der Tribüne aus musste Quirici für das Weiterkommen auf fremde Hilfe hoffen. «Ich konnte fast nicht hinsehen, aber ich hatte keine andere Wahl», sagte sie.
Afrikanisches «Päckli»
Sie wurde bitter enttäuscht. Nach einem ereignislosen 0:0 zwischen den beiden Nordafrikanerinnen, das der Ägypterin Abdelaziz zum sicheren Weiterkommen verhalf, gewann auch die Chinesin Li ihren letzten Kampf gegen die Iranerin.
«Ich glaube, sie haben sich abgesprochen», urteilte Quirici. «Das ist sehr schade für den Sport, aber man muss es akzeptieren. Schlussendlich hatte ich es in meinen eigenen Händen und habe es nicht geschafft.»
Damit schlossen Quirici und Li die Vorrunde punktgleich ab. Letztlich entschied das Verhältnis der erfolgreichen Schläge (10:13) zu Ungunsten der Schweizerin. «Ich fühlte mich heute als die bessere Kämpferin als die Chinesin, aber leider wollte es nicht sein.»
WM-Gold als nächstes Ziel
Trotz dem knappen Ausscheiden darf sich Quirici über ein gelungenes Turnier freuen. Es wird wohl allerdings ein einmaliger Auftritt auf der olympischen Bühne bleiben. Bereits 2024 in Paris und damit nur drei Jahre nach der Premiere steht Karate nicht mehr im olympischen Programm.
«Ich wollte diese Medaille für die Schweiz gewinnen, für meinen Verband, für meine Familie, die nicht hier sein durfte. Mein Ziel ist es nun, an der WM zuoberst zu stehen», blickte Quirici bereits wieder nach vorne. (ram/sda)
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